Wenn das Jungpferd zum Reitpferd ausgebildet wird, steht sie bei den meisten unweigerlich an: Die Gewöhnung ans Gebiss. Sie ist ein wichtiger Schritt für den vierbeinigen Partner – je überlegter und ruhiger wird dabei vorgehen, desto besser wird die so wichtige Erfahrung fürs Pferd. So können wir es auf sein Reitpferdeleben optimal vorbereiten.
Zur Gebissgewöhnung gehören drei Bereiche: Die Akzeptanz von Berührungen und Manipulationen am Kopf, das eigentliche Auftrensen und Abtrensen sowie das Tragen des erst mal ungewohnten Gegenstands im Maul.
Berührungen akzeptieren
Wir kennen sie alle, diese Bilder: Der Mensch versucht sein Pferd aufzutrensen und das Pferd streckt den Kopf mit zusammengepressten Lippen wie eine Giraffe in die Höhe. Soweit wollen wir es erst gar nicht kommen lassen. Denn ein Pferd, das so reagiert, hat mit Sicherheit schon schlechte Erfahrungen mit dem Gebiss gemacht und einen Grund, das Maul nicht aufmachen zu wollen.
Der erste Schritt für die Gebissgewöhnung besteht darin, dass sich das Pferd am gesamten Kopf ohne negative Reaktionen anfassen lässt – und ohne, dass es dafür am Halfter festgehalten werden muss. Die Ohren berühren, mit der Hand über das Maul und die Lippen streifen, die Hand auf den Nacken legen: All das sollte kein Problem mehr sein.
Pferdemaul öffnen und Kopf absinken lassen
Im nächsten Schritt testen wir, ob wir das Pferd bitten können, sein Maul zu öffnen, indem wir einen Finger vorsichtig am Maulwinkel einführen. Die meisten Pferde öffnen auch ohne Druck das Maul. Auch hier gilt: Der Kopf soll unten bleiben. Weiter ist es super praktisch, wenn dein Pferd gelernt hat, auf ein Signal hin den Kopf zu senken. Entweder, indem du unter dem Kinn am Halfter zuppelst oder indem du deine Hand in den Nacken legst und sanften Druck ausübst.
Ein guter Indikator ist übrigens die Gabe einer Wurmkur. Kannst du sie deinem Pferd ohne Probleme ins Maul stecken? Versucht es nicht, den Kopf in die Höhe zu reißen und sich zu entziehen? Dann weißt du, dass du in der Vorbereitung einen guten Job gemacht hast und dein Pferd verstanden hat, dass es den Kopf unten lassen soll.
Richtig Auftrensen
Wichtig beim Auftrensen ist eine koordinierte Bewegung mit den Händen. Mit der linken Hand hilfst du deinem Pferd dabei, das Gebiss ins Maul zu nehmen und deine rechte Hand hebt das Kopfstück rechtzeitig an, damit ihm die Trense nicht von innen gegen die Schneidezähne schlägt. Führe das Kopfstück dann zuerst über das äußere Auge und bringe das äußere Ohr hindurch und dann das Ohr auf deiner Seite. Du kannst am Anfang auch die Zügel abmachen, dann musst du weniger Material in den Händen sortieren.
Unser Tipp: Probiere einmal das Trensen von oben aus statt von unten. Klassischerweise steht ja der Mensch unter dem Pferdekopf und hält das Kopfstück mit der rechten Hand über der Pferdenase. Bei Bedarf drückt er damit die Nase herunter. Wie wäre es jetzt, wenn du nicht unter dem Pferd stehst, sondern daneben? Der Nachteil der klassischen Variante: Wir drücken den Pferdkopf mit unserem Körper nach oben, dabei wollen wir doch eigentlich, dass das Pferd den Kopf zum Trensen herunter nimmt.
Die Alternative sieht so aus: Du senkst den Kopf des Pferdes, hast das Genickstück in der rechten Hand und deinen rechten Arm zwischen den Ohren des Pferdes (ja, der Pferdekopf ist so tief!). Jetzt führst du mit deiner linken Hand das Gebiss am Maul vorbei unter das Kinn. Dort sortierst du es und dann fragst du ebenfalls mit links, ob dein Pferd sein Maul öffnen kann. Aus dieser tiefen Position kannst du das Kopfstück super bequem über die Ohren ziehen.
Das Abtrensen
Ein Leichtes für jedes Reitpferd, mit einem Jungpferd hingegen will auch das geübt werden. Halte das Kopfstück mit deiner rechten Hand und warte solange, bis dein Pferd das Gebiss selbst ausspuckt. Manche Pferde behalten es noch etwas im Maul. Wenn du dann das Kopfstück zu schnell abziehst, kann es passieren, dass das Gebiss deinem Pferd innen gegen die Zähne schlägt. Das wollen wir vermeiden. Lege auch hier Wert darauf, dass dein Pferd beim Abtrensen den Kopf tief hält. So kommt es erst gar nicht zu schlechten Erfahrungen wie Rückwärts ziehen oder den Kopf hochreißen.
Wie muss das Gebiss im Maul liegen? Darüber scheiden sich die Geister und es gibt unterschiedliche Meinungen. Wir finden: Es soll so locker sein, dass es das Pferd bequem und vor allem selbst mit der Zunge tragen kann. Schnallst du es zu hoch, hat das Pferd immer Druck im Maulwinkel und stumpft ab, bevor du überhaupt die erste Zügelhilfe gegeben hast. Dann wirst du außerdem Probleme haben, das Genickstück über die Ohren zu ziehen. Das Gebiss darf aber auch nicht so tief hängen, dass es dem Pferd gegen die Zähne schlägt.
Gewöhnung an das Gebiss
Dein Pferd hat das Gebiss im Maul und das Anziehen der Trense hat funktioniert? Super! Dann ist jetzt deine Geduld gefragt. Denn dein Pferd wird mit dem Gebiss spielen, darauf herumkauen, es versuchen zwischen die Backenzähne zu nehmen und ja, es wird wahrscheinlich auch seine Zunge darüber legen um zu testen, wie es am bequemsten zu tragen ist. Lasse das zu. Verbinde deinem Pferd nicht das Maul, sondern erlaube ihm zu experimentieren.
Lasse es in den ersten Tagen das Gebiss einfach tragen und geht eurem normalen Standardprogramm nach. Dein Pferd wird vielleicht abgelenkter sein als sonst, aber das legt sich. Wenn Ruhe ins Pferdemaul gekehrt ist und dein Pferd das Metall zufrieden tragen kann, kannst du mit Abkauübungen beginnen oder damit, ihm die Zügelhilfen langsam zu erklären.
Weitere Tipps und Tricks für den Weg vom Jungpferd zum Reitpferd
Bevor es losgeht mit der Gebissgewöhnung, solltest du dir von einem Pferdezahnarzt das Ok geben lassen. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, kannst du auch das Zungenbein überprüfen lassen.
Eine gute Erfahrung wird die Gewöhnung an die Trense auch, wenn du ein hochwertiges Reithalfter aussuchst. Details wie gepolsterte Nackenstücke oder eine anatomische Schnittform sorgen für hohen Tragekomfort für dein Pferd.
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Das richtige Trensen-Gebiss
Maulbreite, Gaumenwölbung, Dicke der Zunge: Das Gebiss muss natürlich zum Pferd passen. Generell wirkt ein etwas dickeres Gebiss rein physikalisch zwar weicher, da der Druck besser verteilt wird. Doch in vielen Pferdemäulern ist für ein solches Gebiss schlicht nicht genug Platz. Deswegen solltest du dich bei der Auswahl des Gebisses an einen Fachmann wenden.
Bewährt für das Anreiten vom Jungpferd, aber auch später als Reitpferd, hat sich ein einfach gebrochenes Gebiss – entweder eine Wassertrense oder ein Olivenkopf. Das Gebiss sollte etwa einen halben Zentimeter breiter sein als das Maul, um die Mundwinkel nicht zu stören.
Wenn du das Gebiss im Winter mit deiner Hand oder Wasser etwas anwärmst, wird dein Pferd es leichter und lieber nehmen. Du kannst es auch mit einem Leckerli geben, um es deinem Pferd schmackhafter zu machen.
Blog-Beitrag von Nadja Müller