In Außenstellung geführte Travers, Volten und versammelnde Lektionen: Gut gemachte Handarbeit sieht toll aus, fließend und harmonisch. Anders als bei der Bodenarbeit beeinflussen wir dabei Biegung und Stellung des Pferdes: Wir laufen mit und wirken direkt auf die Nase oder das Maul ein. Bei der Handarbeit wird das Pferd von beiden Seiten sowie von innen und von außen geführt. Sie ist eine Art der Dressur – zu Fuß.
Handarbeit, warum eigentlich?
- Die Arbeit an der Hand eignet sich hervorragend, um dem jungen Pferd die Hilfen zu erklären und es auf seine Aufgabe als Reitpferd vorzubereiten.
- Handarbeit gymnastiziert und verbessert die Balance. Junge Pferde entwickeln Tragkraft und ältere bleiben geschmeidig.
- Da der Mensch nicht im Sattel sitzt, wird das Pferd nicht durch sein Gewicht oder falsche Hilfen gestört und kann neue Lektionen leichter lernen.
- Werden Lektionen von unten erarbeitet und vorbereitet, klappen sie im Sattel meist einfacher und schneller.
- Der Mensch isoliert die Hilfen, was dem Verständnis hilft – Handarbeit macht also bessere Reiter.
- Da der Mensch das Pferd sehen kann, und nicht wie von oben allein auf sein Gefühl angewiesen ist, gewinnt er eine bessere Vorstellung und kann leicht korrigieren.
- Handarbeit ist auch einfach eine schöne Abwechslung.
Arbeit an der Hand: Diese Ausrüstung brauchst du
Für die Arbeit an der Hand benötigst du entweder eine Trense samt Zügeln, oder einen Kappzaum mit einem Bodenarbeitsseil. Hierfür eignet sich hervorragend ein leichtes, kurzes Seil mit einem kleinen Karabiner oder einer Lederschlaufe um feine Signale geben zu können. Perfekte Trainings-Partner sind z.B. das Seil für die Kappzaum-Arbeit aus Segel-Tau oder Elchleder in 4m Länge. Eine Gerte ist für die Arbeit vom Boden ebenfalls von Nöten.
Die klassische Handarbeit wird auf Trense geführt: Dabei geht der Mensch auf Schulterhöhe neben dem Pferd, greift mit einer Hand in den Zügel direkt am Gebiss und führt den anderen Zügel sowie die Gerte mit der zweiten Hand an der Schulter unterhalb des Widerrist. Der äußere Zügel soll das Pferd führen, der innere die Stellung vorgeben. Eine andere Möglichkeit besteht darin, vor dem Pferd (rückwärts) zu gehen. Dafür wird dann oft der Kappzaum genutzt.
Die Gerte dient als dein verlängerter Arm. Du kannst dein Pferd damit antreiben, du kannst sie als Schenkelersatz anlegen oder zum Beispiel beim Travers als Zeigestock nutzen, auf den dein Pferd zutreten soll.
Handarbeit mit dem Pferd: Die ersten Schritte
Egal, ob gerade Linien, Tempounterschiede, Seitengänge oder Bahnfiguren: Bei der Arbeit an der Hand können du und dein Pferd all diese Dinge tun. Davor solltest du ihm aber zunächst im Stand die Hilfen erklären. Wenn du mit einem Kappzaum arbeitest, bringe ihm bei, auf einen Impuls am Seil hin den Kopf zu senken. Damit bereitest du die Dehnungshaltung später auch in der Bewegung vor. Im nächsten Schritt stellst du dein Pferd am Kappzaum mit seitlichen Impulsen. Wichtig ist dabei, dass die Ohren auf einer Höhe bleiben und das Pferd sich nicht im Genick verwirft. Eine korrekte Stellung und Biegung führen dazu, dass sich die gesamte Wirbelsäule ausrichtet und die innere Hüfte etwas nach vorn kommt.
Arbeitest du mit Trense und Gebiss, dann startest du frontal vor dem Pferd: Du greifst in die Backenstücke oberhalb der Gebissringe, mit einer Hand gibst du leichten Druck in Richtung Pferdebrust, die andere führst du vorsichtig zu dir. Willst du Biegung im Hals, klappt das am besten, wenn du das Pferd von dir wegbiegst. Du stehst neben dem Pferd und greifst erneut die Backenstücke: Dafür reicht eine Hand unter dem Pferdekopf durch. Jetzt führst du diese Hand vom Pferdekopf weg und übst mit der anderen leichten Druck aus. Später machst du das in der Führposition, indem du die Hand am Widerrist senkst und mit der Hand am Gebiss nachgibst.
Losgehen und Anhalten in der Führposition
Im nächsten Schritt erklärst du deinem Pferd Losgehen und Anhalten auf einer geraden Linie in Führposition. Willst du Bewegung, richte dich auf, gib dein Stimmsignal und tippe dein Pferd bei Bedarf mit der Gerte auf den Oberschenkel. Jetzt geht ihr mit gutem Vorwärts gemeinsam los. Auch du wirst dich wahrscheinlich erst einmal an die ungewohnte Handposition gewöhnen müssen. Zum Anhalten lässt du deine Energie gen Boden sinken und rotierst die Schultern etwas nach hinten. Nimm beide Zügel etwas an und gib dein verbales Halt-Signal.
Bleibt zunächst auf dem Hufschlag und übt die Übergange zum Halten und das Antreten. Danach kannst du anfangen, Tempounterschiede einzubauen und die Kopfposition deines Pferdes von mehr Dehnung zu mehr Aufrichtung zu variieren, wobei du die aktiven Hinterbeine nicht vergessen solltest. Außerdem kommen jetzt Stellung und Biegung dazu, wofür sich einfache Hufschlagfiguren wie Schlangenlinien, Zirkel und Volten anbieten.
Rückwärtsrichten und der Beginn der Seitengänge
Für das Rückwärtsrichten haltet ihr am besten auf dem Hufschlag an, damit das Pferd zusätzlich zum äußeren Zügel noch eine Begrenzung hat. Nimm im Stand die Zügel an, verlagere dein Gewicht nach hinten und gib dein Stimmkommando. Alternativ kannst du rückwärts auch frontal erfragen.
Einen leichten Einstieg in die Seitengänge gelingt dir mit Schultervor und Schulterherein: Beim Schultervor tritt das innere Hinterbein zwischen beide Vorderbeine, das äußere in die Spur des gleichseitigen Vorderbeins. Dafür richtest du die Vorhand auf die Hinterhand aus, indem du sie in die Bahn führst, bis du die Abstellung erreicht hast. Für das Schulterherein verstärkst du diese Abstellung noch: Dein Pferd geht dann auf drei bzw. auf vier Spuren.
Denke daran, dass dein Pferd für verschiedene Lektionen wie seitwärts oder Volten Platz braucht. Das heißt für dich, dass du auf kleinen Kreisen rückwärts mitgehst und dich entsprechend der gewünschten Bewegung eindrehst.
Alle Lektionen kannst du von beiden Seiten erarbeiten – richtig anspruchsvoll wird es, wenn du nicht nur von innen, sondern auch von außen führen kannst.
Blog-Beitrag von Nadja Müller
Hallo liebes Hillbury Team,
Erst mal vielen Dank für Eure interessanten Artikel in diesem Blog.
Ich habe einen 4 jährigen Schwarzwälder, der noch nicht geritten wird, ich möchte mit ihm Bodenarbeit machen, komme aber nicht so recht voran. Derzeit bin ich gerade dabei ihn einzufahren. Könnt ihr mir einen Trainer/in in /um Buxtehude empfehlen?
Ich stehe mit meinen Pferden in Buxtehude Ottensen und wir haben eine Reithalle sowie einen Reitplatz zur Verfügung. Ich kann aber auch mit meinem Pferd zu einen Trainer fahren.
Viele liebe Grüße
Astrid Schloß
Liebe Astrid,
leider kennen wir keinen Trainer in/um Buxtehude. Aber vielleicht kennt ja einer unserer Leser jemanden in deiner Nähe. Wir drücken die Daumen 🙂
Liebe Grüße,
das Hillbury-Team