Frei von Erwartung und Bewertung

Erwartungen an Pferd

Eine der großen Herausforderungen als Pferdemensch, besteht darin, seine Emotionen und Erwartungen gegenüber dem Pferd unter Kontrolle zu halten.

Als Menschen bewerten und urteilen wir sehr schnell. Das lässt die Emotionen nur so sprudeln, die im Zusammensein mit dem Pferd nicht unbedingt förderlich sind.

Das Pferd tritt bei der Handarbeit am Kappzaum zum Beispiel nach der Touchiergerte und wir ärgern uns, weil es doch längst begriffen haben sollte, was diese Hilfe bedeutet. Oder das Pferd kommt wider Erwarten nicht zu uns ans Tor und wir fühlen uns enttäuscht und traurig.

Wir schätzen ein Verhalten als „gut“ oder „schlecht“, als „vorteilhaft“ oder „unerwünscht“ ein und reagieren darauf – unsere Emotionen übernehmen die Kontrolle. Auf dieser Basis treffen wir aber nicht immer die besten Entscheidungen fürs Pferd. Wenn wir uns ärgern, geben wir die Hilfen vielleicht strenger als nötig. Und wenn wir enttäuscht sind, dann liegt unser Fokus so sehr auf uns selbst, dass wir möglicherweise gar nicht mehr wahrnehmen, was das Pferd eigentlich bräuchte.

Gute Pferdemenschen beziehen das Verhalten und die Reaktionen des Pferdes nicht auf sich, sondern nehmen sie schlicht als Information und Rückmeldung wahr. Wenn wir es schaffen, diese mentale Neutralität zu wahren und damit einen gelassenen Standpunkt einzunehmen, dann stürzt uns das Verhalten unseres Pferdes nicht mehr in eine emotionale Achterbahnfahrt.

Wir werden freier, zu experimentieren, weil wir keine Angst mehr vor Verhaltensweisen des Pferdes haben müssen, die wir zuvor als „negativ“ oder „unerwünscht“ eingeordnet haben. Wir bekommen einen klareren Blick für die Bedürfnisse des Tieres und werden ruhiger und ausgeglichener. Was uns in der Folge wieder zu angenehmeren Partnern für unser Pferd macht.

Um zu dieser doch sachlichen Betrachtungsweise zu finden, hilft uns der Blick auf unsere Erwartungen. Denn unsere Tendenz zu bewerten ist eng mit unserer Erwartungshaltung verbunden. Wir erwarten schließlich, dass das Pferd fein auf die touchierende Hilfe reagiert und vermehrt untertritt statt auszutreten. Wir hoffen natürlich, dass unser Pferd uns am Tor begrüßt, wenn wir in den Stall kommen – statt uns zu ignorieren. Diese Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität führt dazu, dass wir vergleichen, bewerten und uns dann schlecht fühlen.

Für schlechte Gefühle sorgt unsere Erwartungshaltung aber nicht nur, wenn wir auf etwas spekulieren, das dann nicht eintritt. Manchmal werden unsere Erwartungen auch erfüllt und es passt uns trotzdem nicht. Das passiert dann, wenn wir bereits mit Vorurteilen in den Stall gehen. „Der wird heute bestimmt wieder nicht angaloppieren unterm Sattel“. Oder: „Der wird sicher wieder den Kopf heben, wenn ich mit der Trense komme“. Oder: „Das wird wieder ein Theater, wenn wir vom Stall wegreiten“.

Die Herausforderung dabei: Unsere Erwartungshaltung kommt nicht von ungefähr. Sondern begründet sich darin, dass unser Pferd das Verhalten eben schon einige Male gezeigt hat. Sie ist also berechtigt. Nur ändern wir damit rein gar nichts für unser Pferd. Im Gegenteil. Das wird unsere Stimmung und unsere unterschwellige Wut mit Sicherheit spüren und sich deswegen nicht so verhalten können, wie wir es uns wünschen.

Besser wäre es zu versuchen (und ja, am Anfang bleibt es beim Versuch!), neutral an die Sache heranzugehen und einen unemotionalen Blick auf das Pferdeverhalten zu werfen. Das legt die solide Basis, von der aus wir unserem Pferd helfen können. Wir können ihm eine Alternative zu seinem Verhalten erklären, die uns besser passt und die sich auch für das Tier besser anfühlt.

Die Galopphilfe noch einmal in Ruhe erklären. Die Trense als etwas Positives vorstellen und das Auftrensen noch einmal üben. Gemeinsam mit anderen Pferden ausreiten und das Wegreiten vom Stall in kleinen Schritten trainieren.

Der Schlüssel liegt darin, jeden Tag wie ein leeres Blatt Papier zu sehen, das neu beschrieben werden kann. Und nicht wie einen vollgekritzelter Notizblock, auf dem gar kein Platz mehr für eine Veränderung ist. So können wir uns von Altlasten befreien und einen unverstellten Blick auf uns und unser Pferd gewinnen. Und auf diese Weise zu einem besseren Partner werden.

Zu einem besseren Partner werden wir auch, indem wir auf ein gutes Equipment achten: Das Halfter, die Trense und der Kappzaum sollten aus einem weichen Leder sein und dem Pferd optimal passen.

Blog-Beitrag von Lara van Oost

 
{ 2 comments… add one }
  • Napoleon 12. Juli 2021, 19:15

    Ich habe den kappzaum Nabucco in Größe Shetty gekauft und bin absolut begeistert. Mein Pony läuft an der Longe viel besser/ entspannter und ist sichtlich zufrieden mit der Passform. Der Zaum verrutscht überhaupt nicht, er schmiegt sich wie maßgeschneidert an den Pferdekopf an . So ist feine Kommunikation möglich. Die Lieferung erfolgte zügig. Die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen. Meiner Meinung nach der beste Kappzaum ohne Naseneisen auf dem Markt. Der Preis ist für diese Qualität absolut gerechtfertigt. Ich habe prompt auch das Halfter und die Doppellonge bestellt. Ich bin ein richtiger Fan von diesen Pferdeartikeln geworden und werde mir bestimmt noch das eine oder andere für mein Pony gönnen.

    • Hillbury 3. August 2021, 11:27

      Wow! Vielen Dank für dieses große Lob, das freut uns riesig!

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