Was wird für die Erste-Hilfe am Pferd benötigt?
Quarter Horse Sally ist an einer abstehenden Schraube im Offenstall hängen geblieben und hat sich das Röhrbein zerkratzt. Isi-Wallach Ungur kommt mit der sommerlichen Hitze nicht klar und hat heftige Kreislaufprobleme. Und PRE Vanero hustet sporadisch. Ein Beitrag über die Must-Haves in deiner Stallapotheke.
Unsere Pferde haben immer mal wieder kleinere und größere Wehwechen und Verletzungen. Sallys Besitzer schmiert also erst einmal Tonerde auf das Bein – die Wunde spart er aus. Ungur bekommt die bewährten Kreislauftropfen und Vaneros Besitzerin misst Fieber um zu schauen, ob der Husten ein akuter Infekt ist.
Kleinere Wunden und Krankheiten unserer Pferde können wir selbst behandeln, wenn wir eine gut sortierte Stallapotheke haben. Und wenn der Tierarzt doch kommen muss, können wir schon mal die Erstversorgung sicherstellen. Gerade im Notfall beruhigt es, wenn man vorbereitet ist und sich auf einen gut sortierten Erste-Hilfe-Koffer verlassen kann.
Ganz nebenbei ist die Stallapotheke auch für uns Menschen praktisch: Wie schnell feilt man statt dem Huf den eigenen Finger und braucht ein Pflaster. Und die Sonnencreme in der Stallapotheke hat schon so manchen Wind- und Wetter-Reiter vor Sonnenbrand geschützt.
Das muss in eine Stallapotheke unbedingt rein.
Die Must Haves
Absolute Basics sind Halfter und Strick. Dann braucht man die kleinen Helfer wie Pflaster und Schere, Pinzette und Zeckenzange oder Zeckenkarte. An Verbandsmaterial sollten sterile Wundkompressen und Verbandspäckchen mit Mullbinden vorhanden sein. Tipp: Das gesamte Verbandsmaterial gibt es kompakt in Erste-Hilfe-Kästen für Autos. Auch ein elastisches, selbstklebendes Band ist ein willkommener Helfer zum Beispiel für Verbände.
Weitere Basics:
Einmal-Rasierer, Einmal-Handschuhe und natürlich ein Fieberthermometer. Hier gibt es welche, die für Pferde entwickelt wurden: Sie zeigen schnell ein Ergebnis an und verbreitern sich am Ende oder haben die Möglichkeit einen Faden durchzuziehen, so dass das Pferd es nicht einziehen kann.
Für Kratzer und kleine Verletzungen – und die kommen garantiert – gehört eine Haut- und Wundcreme, gern mit Zink, in den Notfallkasten. Sie ist perfekt für Wunden und Abschürfungen, die sich schon wieder geschlossen haben. Für offene Wunden bieten sich eine Jodsalbe wie Betaisodona oder ein Desinfektionsspray an. Blausprays schützen offene Wunden vor Fliegen und Schmutz – es gibt allerdings auch Stimmen, die davon abraten, weil keine Luft mehr an die Wunde kommt. Da hilft es, den Tierarzt zu fragen.
Für Prellungen, Zerrungen oder auch Insektenstiche gehört ein Kühlgel oder eine Kühlpaste in den Erste-Hilfe-Koffer. Tonerde ist beispielsweise so ein Klassiker. Sie kühlt, wenn sie trocknet und ist im Anschluss leicht auszubürsten. Auch die fertige Percutin-Paste hat eine kühlende Wirkung. Mit Gelen wie Traumeel oder Tensolvet – fragt vor dem Einsatz den Tierarzt – können Schwellungen und Schmerzen behandelt werden. Wickel mit der Retterspitz-Tinktur sind schon lange kein Geheimtipp bei Sehnenerkrankungen mehr.
An Medikamenten haben viele Reiter Traumeel-Tabletten in ihrem Notfallset. Crataegus-Tropfen können bei Kreislaufproblemen unterstützen und haben schon so manchem Pferd wieder auf die Beine geholfen. Colosan wird gern bei Blähungen oder als erste Hilfe bei einer drohenden Kolik gegeben.
Auch eine Hufraspel oder Huffeile ist sinnvoll, wenn dein Pferd ein Barhufer ist. Schnell hat es sich mal eine Ecke aus der Hufwand gebrochen. Mit einer Feile kannst du die scharfen Kanten einfach abrunden und schon besteht keine Verletzungsgefahr mehr.
Außerdem gehören die Notfallnummern von Tierarzt und Tierklinik in die Stallapotheke oder an den Spint.
Nice to have
Praktische Ergänzungen der Stallapotheke sind Jodseife, falls ihr mal eine Wunde auswaschen müsst und ein Schwamm. Der ist immer zu gebrauchen. Auch eine große Spritze – ohne Kanüle natürlich – bietet sich an, um dem Pferd Medikamente direkt ins Maul zu geben. Ein Müllsack ist eine praktische Ergänzung, und auch Windeln können eine smarte Idee sein: Sie eignen sich zum Beispiel als Hufverband, der angegossen werden kann. Sonnencreme für Pferd und Mensch rundet die die gut sortierte Stallapotheke ab.
Jetzt weißt du, was in unsere Stallapotheke gehört. Bei allen Medikamenten und wirkstoffstarken Salben gilt: Frage vor der Anwendung deinen Tierarzt.
Blog-Beitrag von Nadja Müller
