Reiten im Damensattel Teil 2

Nachdem wir euch im 1.Teil schon einige grundsätzliche Infos zum Reiten im Damensattel gegeben und einen kleinen Ausflug in den geschichtlichen Hintergrund des Seitsitzes gemacht haben, hast du vielleicht auch Lust bekommen diese elegante Art des Reitens einmal auszuprobieren. Im zweiten Teil möchten wir euch Tipps geben, welche Grundvoraussetzungen auf jeden Fall erfüllt sollten, bevor man mit dem Reiten im Damensattel startet. Außerdem betreiben wir etwas Sattelkunde und nehmen den Sitz und die Hilfengebung im Damensattel genauer unter die Lupe.

Grundvoraussetzungen für die Reiterin

Bevor du das Reiten im Damensattel ausprobieren möchtest, ist es hilfreich, wenn du dir bereits einen zügelunabhängigen und gut ausbalancierten Sitz angeeignet hast. Informiere dich am besten im Vorfeld, ob in deiner Umgebung ein/e Trainer/in Schnupperstunden im Damensattel anbietet. Auf einem erfahrenen Lehrpferd kannst du dich am besten in diese neue Art der Reiterei einfühlen. Nimm dir am besten die Zeit für einige Reitstunden, bis du dich im Damensattel schon sicherer fühlst. So hast du bessere Startbedingungen, wenn dein eigenes Pferd noch nicht an den Damensattel gewöhnt ist und du kannst ihm mehr Sicherheit geben.

Tipp:
Unternimm am besten nicht alleine mit deinem Pferd erste Versuche mit dem Damensattel, sondern suche dir Hilfe von einem/einer erfahrenen Trainer/in der/die dich zunächst begleitet und unterstützt!

Grundvoraussetzungen für das Pferd

Das ideale Damensattelreitpferd sollte möglichst fein und sicher an den Hilfen stehen. Außerdem ist es von Vorteil, wenn es bequem zu sitzen und lauffreudig ist. Wichtig ist aber auch, dass es gelernt hat, beim Auf- und Absteigen stehen zu bleiben und zu warten. Vom Temperament her, sollte dein Vierbeiner möglichst ausgeglichen und zuverlässig sein.

Tipp:
Was im Herrensattel mit deinem Pferd nicht funktioniert, wird mit Damensattel erstrecht nicht klappen! Eine gute Grundausbildung ist also auf jeden Fall nötig!

Sattelkunde

Damit der Einstieg in das Reiten mit Damensattel auch gelingen kann und nicht in einer Katastrophe endet, sollte der Damensattel einige wichtige Merkmale erfüllen. In unserem Ausflug in die historische Geschichte des Damensattels hast du bereits erfahren, wie sich im Laufe der Jahrhunderte der Damensattel immer wieder verändert und weiterentwickelt hat. Der Fokus lag hierbei stets darauf, Bequemlichkeit und Sicherheit für die Reiterin zu verbessern. Die meisten Damensättel, sind im Vergleich zu normalen Sätteln, recht dick gepolstert und deutlich schwerer. Außerdem haben sie eine große Auflagefläche. Auffällig ist auch die asymmetrische Form und die gerade Sitzfläche. Das obere Horn sollte unbedingt fest mit dem Sattelbaum verankert sein, das untere Horn hingegen wird über eine Schraube eingedreht.

Tipp:
Ohne diese wichtigen Merkmale ist kein harmonisches Reiten im Damensattel möglich, gehe hier auf keinen Fall Kompromisse ein!

Gurte und Steigbügel

Neben einem normalen Sattelgurt gehört zu jedem Damensattel ein Balanceriemen und ein Übergurt. Der Balanceriemen dient dazu, den Sattel mehr am Platz zu halten. Er geht von der linken Orte aus, an der Gurtlage entlang und wird am rechten Hinterzwiesel des Sattels befestigt. Der Balanceriemen sollte immer am Sattelgurt mit einem kleinen Riemen verbunden werden, damit er nicht am Pferdebauch zurück rutschen kann. Der Übergurt wird zum Schluss verschnallt und verhindert, dass das Sattelblatt auf der linken Seite beim Reiten hochflattert. Als Sattelgurt sollte man kein Modell mit elastischen Einsätzen wählen und er muss relativ fest verschnallt werden. Der Balanceriemen wiederum darf nicht zu fest gegurtet werden, es sollte immer eine flache Hand unter den Gurt passen. Desweiterem sollte jeder Damensattel über ein Sicherheitsschloss für die Steigbügelaufhängung und einen passenden Steigbügel verfügen.

Tipp:
Im Falle eines Sturzes kann ein Sicherheitsschloss oder Sicherheitssteigbügel lebenswichtig sein, um der Reiterin die Möglichkeit zu geben, weg vom Sattel zu kommen! Überprüfe regelmäßig, ob alles funktionstüchtig ist!

Die Suche nach dem passenden Sattel

Wie bei jedem anderen Sattel auch, ist die Grundvoraussetzung für harmonisches Reiten mit dem Damensatte,l ein passender Sattel für Reiterin und Pferd. Von billigen Nachbauten kann man leider meistens nur abzuraten, sie verfügen selten über die oben genannten, wichtigen Merkmale und haben sich in der Praxis nicht bewährt. Gelegentlich hat man die Möglichkeit auch alte historische Damensattel zu erwerben. Die Restaurierung dieser Sättel ist aber in der Regel sehr aufwändig und hochpreisig, trotzdem zwingend nötig, damit kein Risiko für Pferd und Reiterin entsteht. Außerdem wurden diese Sättel in der Regel immer für ein bestimmtes Pferd-Reiter-Paar gebaut und Veränderungen sind oftmals nur bedingt möglich. Natürlich kann man sich auch einen neuen, maßgefertigten Sattel bauen lassen, was jedoch recht kostenintensiv ist.

Tipp:
Lass dich bei deiner Sattelsuche von Fachleuten beraten und hole dir Unterstützung! Es gibt speziell ausgebildete Sattler/innen, wo du vor der Nutzung einen gebrauchten Sattel überprüfen lassen solltest. Besonders die Polsterung, der Sattelbaum, die Hörner, aber auch alle Riemen und Gurte müssen unbedingt begutachtet werden!

Der Sitz im Damensattel

Das Aufsteigen erfolgt mit Hilfe einer Aufstiegshilfe oder einem/er Helfer/in. Wenn du dich hierbei an den Hörnern festhalten möchtest, dann suche nur Halt am oberen, festen Horn, nicht am unteren, eingeschraubten. Versuche nur so viel Last, wie nötig in den Bügel zu bringen oder steige ohne den Steigbügel zu nutzen auf. Du kannst zunächst im Herrensitz Platz nehmen und dich anschließend in Ruhe umsetzen. Richte deine Hüfte und deine Schultern so parallel wie möglich zu deinem Pferd in „Fahrtrichtung“ aus. Der rechte Oberschenkel wird über das obere Horn gelegt. Rutsche soweit im Sattel zurück, dass das untere Horn in etwa in deiner Kniekehle ist. Wenn du deine rechte Fußspitze nach unten drückst, wirst du merken, dass du mehr Stabilität im Bein bekommst. Der untere Oberschenkel wird locker an das untere Horn geschmiegt. Der Steigbügel sollte so lang eingestellt, dass eine flache Hand zwischen Oberschenkel und Horn passt. Achte auf eine aufrechte Haltung. Deine Hände trägst du links und rechts von deinem rechten Knie.

Tipp:
Gib deinem Körper etwas Zeit, sich an dieses neue Reitgefühl zu gewöhnen. Er muss sich zunächst völlig neu über dem Pferd ausbalancieren. Versuche dich nicht mit dem Oberkörper nach rechts zu lehnen, sondern bleibe mittig über deinem Pferd!

Die Hilfengebung im Damensattel
Die Hilfengebung im Damensattel ist deutlich eingeschränkter, was vielen Pferden aber sehr gut gefällt, da man sein Pferd automatisch mehr in Ruhe lässt und weniger stört. Am besten reitest du dein Pferd aus dem Sitz heraus und nutzt die Gewichtshilfen und deine Schulterdrehung. Der fehlende rechte Schenkel wird durch die Gerte oder einen etwas festeren Reitstock ersetzt. Ob man sich für eine flexible Gerte oder einen stabilen Reitstock entscheidet, hängt von der persönlichen Vorliebe und dem Temperament des Pferdes ab. Bei den Zügelhilfen solltest du auf eine weiche Verbindung achte. Das Zügelmaß ist in der Regel etwas länger, weil man etwas weiter hinten im Damensattel sitzt.

Tipp:
Auch die Stimmhilfen kannst du prima beim Reiten mit Damensattel nutzen, um dich deinem Pferd besser verständlich zu machen!

Los geht’s!

Mit den meisten Pferden gestaltet sich die Umstellung auf den Damensattel völlig unproblematisch. Desweitem kannst du auf diese Art gut überprüfen, wie fein dein Pferd ausgebildet ist und ob es optimal an den Hilfen steht. Gelingen auch hohe Lektionen mühelos mit dem Damensattel ist das ein wunderbares Gefühl!

 
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