Von den Pferden fürs Leben lernen

Mensch und Pferd

Wie Pferde uns zu besseren Menschen machen.

Von Pferden können wir so viel mehr lernen als Reiten oder Bodenarbeit. Wenn wir bereit sind genau hinzuschauen, zu fühlen und zu reflektieren, dann nehmen wir aus dem Zusammensein mit dem Tier wichtige Impulse und Denkanstöße für unseren Alltag mit. Nicht umsonst heißt es, dass Pferde uns zu besseren Menschen machen können.

Geduld

Quarter Horse Sam will nicht in den Hänger. PRE Herodes gibt die Hufe nicht. Und Reitpony Bella ignoriert die Schenkelhilfe. Wer mit Pferden zu tun hat, begreift schneller als ihm lieb ist: Mit Ungeduld und Zwang erreicht man gar nichts oder zumindest nichts Gutes. In dem Augenblick, wenn wir die Beherrschung verlieren, geht es bergab. Das Pferd bekommt Angst, sein Widerstand wächst und wir kommen kein Stück weiter. Geduld dagegen und ein kleinschrittiges Vorgehen belohnen unsere Pferde mit Vertrauen. So können Mensch und Pferd gemeinsam wachsen. Und Geduld hilft uns natürlich auch abseits des Stalls. 

Empathie

Wer hart, stur und ohne Verständnis an sein Pferd herantritt, der wird niemals eine nachgiebige Reaktion auf Hilfen erhalten und ein Pferd, das mental wie emotional eine weiche und sanfte Ausstrahlung bekommt. Das in sich ruht und mit sich und der Welt zufrieden ist. Unser Pferd will sich bei uns gut aufgehoben und verstanden fühlen, und damit uns das gelingt, brauchen wir Empathie: Einfühlungsvermögen und Mitgefühl. Gerade, wenn unser Pferd Angst hat oder skeptisch ist, hilft es nicht, den Druck zu erhöhen und es zum Gehorsam zu zwingen. Wenn wir uns stattdessen in seine Situation hineinversetzen, seinen Blickwinkel einnehmen, wächst unser Verständnis und wir sehen, dass unser Pferd uns weder veräppeln will, noch widerspenstig ist, weil es Spaß daran hat. Wir verstehen, dass es einen guten Grund hat, uns nicht zu folgen, und diese Einsicht ist der erste Schritt in Richtung einer harmonischen Beziehung.

Humor

Pferde können witzig sein. Meist entstehen für uns lustige Verhaltensweise spontan und die Situationskomik lässt uns lachen. Vorausgesetzt, wir schauen nicht durch die Perfektionistenbrille. Dann sehen wir nämlich unter Umständen keine originelle Idee des Pferdes, sondern einen Ungehorsam. Und den finden wir natürlich nicht besonders witzig. Wenn wir dagegen Vorschläge des Pferdes als solche erkennen können und ihm die Freiheit geben, einfach mal zu machen, statt jeden Schritt kontrollieren zu müssen, dann wächst nicht nur die Freude unseres Pferdes an unserem Zusammensein, sondern wir haben auch die Chance immer mal wieder herzhaft zu lachen.

Wachstum

Pferde geben uns die Chance an ihnen und mit ihnen (über uns hinaus) zu wachsen. Gerade, wenn man im Mindset „das kann ich nicht“ oder „das schaffe ich nicht“ gefangen ist, zeigen uns Pferde, dass wir damit heute vielleicht recht haben. Aber wir haben das Potenzial das zu verändern. Wir müssen nicht in alten Glaubenssätzen festhängen. Wir können sie ablegen und uns neue Fähigkeiten aneignen, indem wir lernen und üben. Und einfach mal machen, ohne Angst vor Fehlern. Dieses Growth Mindset können wir uns am und mit dem Pferd erarbeiten. Denn regelmäßiges Training macht uns besser – garantiert. Das Angaloppieren klappt auf einmal, die Hilfen werden feiner oder wir können ohne Angst ausreiten gehen. Veränderung ist möglich – immer. Wir müssen nur den ersten Schritt wagen.

Selbstbewusstsein

Pferde sehen hinter die Fassade. Schminke, Klamotten oder ein spektakuläres Auftreten können sie nicht täuschen. Sie wissen, wie sich eine Person fühlt, egal, ob sie ein guter Schauspieler ist. Pferde nehmen uns dabei, wie wir sind. Groß oder klein, dick oder dünn. Sie haben keine Erwartungen und urteilen nicht. Genau diese Fähigkeiten können uns im Alltag helfen. Uns dabei unterstützen uns selbst zu akzeptieren, nicht zu urteilen und uns Fehler zu verzeihen. Damit stärken wir unser Selbstwertgefühl und unser Selbstbewusstsein. Auch die gemeinsamen Abenteuer, die man mit dem Pferd erlebt, gruselige Situationen, die man zusammen meistert, intensivieren die Bindung zwischen Mensch und Tier und geben Mut und Zuversicht für die Zukunft.

Achtsamkeit und Bewusstsein

Pferde leben im Hier und Jetzt. Sie grübeln nicht über schlechte Erlebnisse aus der Vergangenheit und sie zerbrechen sich nicht den Kopf über das, was die Zukunft bringen mag. Diese Gegenwärtigkeit, diese Fähigkeit, den Moment voll wahrzunehmen, können wir Menschen uns von unseren Pferden lernen. Denn jegliche Meditation dreht sich darum, bewusst wahrzunehmen und anzunehmen, was wir fühlen. Und dazu kommt ein weiterer wichtiger Aspekt: Wahrnehmen und annehmen, ohne zu bewerten. Wenn wir das gemeistert haben, können wir Ruhe und Gelassenheit finden. Den Weg dorthin leben uns Pferde jeden Tag vor.

Was hast du schon von Pferden lernen dürfen?


Blog-Beitrag von Nadja Müller

 
{ 4 comments… add one }
  • Dietmar Gerwers 20. Juni 2020, 20:18

    Wir können so unendlich viel von unseren Pferden lernen. Wenn wir bereit sind, ihnen zuzuhören, können sie unsere besten Lehrmeister sein…

    • Hillbury 23. März 2023, 14:51

      Lieber Dietmar,
      dem stimmen wir absolut zu!
      Liebe Grüße,
      das Hillbury-Team

  • Daniela 5. Juli 2019, 12:13

    Wundervoll geschrieben! Dem ist nichts hinzuzufügen… Toller Beitrag!

    • Hillbury 23. März 2023, 14:45

      Liebe Daniela,
      freut uns sehr, dass dir der Beitrag gefallen hat!
      Liebe Grüße,
      das Hillbury-Team

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